Kunsttherapie

„Den Bildern der Seele folgen“

Es hat sich bei ANUAS e.V. sehr oft gezeigt, dass Betroffene ca. 8 – 10 Monate nach dem gewaltsamen Tod des Angehörigen / des Traumas den Drang bekommen haben, sich irgendwie künstlerisch zu betätigen. Einige malen, andere machen Musik und wieder andere Betroffene werden Dichter und Schreiber.

Dieses Phänomen ist damit zu erklären, dass der Betroffene sich mit seinem Unterbewusstsein beschäftigt. Die Feinsinnlichkeit, das Bauchgefühl und eine besondere Sensibilität entwickeln hat.

Das Bedürfnis nach Kreativität ist natürlich angeboren und wird immer beliebter. Der Klient erkennt, indem er in sein Innerstes geht, was ihn blockiert hat und er entdeckt neue Möglichkeiten diese Blockaden zu lösen und sein Leben in eine andere Richtung zu bringen – es wird nichts so wie es war – das wird immer klarer. Das vorherige Chaos der Seele wird geordnet, man kann es zeichnen, drauf schauen und es wirken lassen. Es folgt eine gewisse Form der „Entlastung“.

Und jetzt kann der Klient selber entscheiden, ob er etwas ändern will und was. Wichtig ist hierbei auch wieder die eigene Entscheidung, kein „muss“ oder „soll“. Die Selbsterkenntnis führt oft zu eigenen Gedankengängen in eine positive Bewältigung des Traumas, Ressourcen werden entdeckt und genutzt.

Jens Herrmann, Leiter der abstrakten Malerei beim ANUAS

„Das Wichtigste ist, dass die Teilnehmer_innen sich selbst in ihren Werken wieder finden.“, so der Kursleiter, Jens Herrmann. Der Maler und Photograph aus Berlin Prenzlauer Berg führt Interessent_innen in verschiedene Techniken der abstrakten Malerei ein. Seine Liebe zur Malerei und sein Talent hat er 2009 während einer Therapie entdeckt. Neben dem Erlernen der Techniken abstrakter Malerei und dem Spaß am Malen, dienen diese Zusammenkünfte auch dem Austausch. Auf ebenso ungezwungene Weise sollen Nichtbetroffene mit Angehörigen von Tötungsfällen in Kontakt kommen und die Berührungsängste verlieren. In solch einem natürlichen Rahmen sind Menschen, die ein schweres Schicksal erlitten haben, bereit sich nach und nach zu öffnen. Meistens wird aber über ganz alltägliche Dinge geredet und auch viel gelacht.