Grafik zeigt ein Labyrinth welches mit den Auswirkungen von Traumata in Worten beschriftet ist

Soziale Beziehungen

Soziale Beziehungen

In diesen Bereich gehört das soziale Netzwerk der Menschen, seine Familie, seine Freunde, Beziehungen, Ehe, Freizeitgestaltung … usw.

Die Persönlichkeit und Identität werden bestimmt durch die Menschen, die für jemanden wichtig sind, mit denen er zusammen lebt und arbeitet, auf den er sich verlassen kann und denen er etwas bedeutet.

Allerdings gehören hierzu auch Menschen, die sich nicht positiv auf den Betroffenen auswirken.

Die betroffenen Angehörigen stehen nach diesem Schicksalsschlag mit ihren Sorgen, Nöten, Ängsten und Folgen völlig alleine da. Nur in geringem Maße finden sie beratende und finanzielle Hilfen. Weiterhin sind die begleitende Seelsorge und die Traumatherapie zeitlich eingeschränkt.

Die posttraumatischen Belastungsstörungen führen zur sozialen Isolation, Verlust von Freunden, entfernteren Familienangehörigen - weil diese mit dem Thema meistens nicht klar kommen. Berührungsängste führen oft zu Missverständnissen und Rückzug.

Oft sind die betroffenen Angehörigen lange krank oder stürzen sich kopfüber in die Arbeit bis sie kräftemäßig zusammenbrechen.

Arbeitskollegen bringen nur bedingt bzw. zeitlich begrenzt Verständnis für die Trauer auf: „... Als meine Oma gestorben ist habe ich auch ein Jahr getrauert und bin dann darüber hinweggekommen ... jetzt musst du ja auch schon langsam darüber hinwegkommen ... du musst dir Grenzen setzen... es wird schon alles wieder...” u.ä. Äußerungen.

„Man muss nicht müssen!“

Zusätzlich zu ihrem bestehenden Leidensdruck, ausgelöst durch das Trauma, stoßen sie täglich auf Unverständnis, Ignoranz, Missverständnisse, Inkompetenz, Unwissenheit, Unachtsamkeit ... sie verstehen die Welt nicht mehr.

Die betroffenen Familien sind massiv überfordert und ziehen sich oft in „ihr trautes Heim“ zurück. Sie wollen nichts mehr hören und sehen, „verstehen die Welt nicht mehr“ und zweifeln den Sinn der Worte „Recht“ und „Gerechtigkeit“ massiv an.

Der soziale Abstieg, die menschliche Ausgrenzung und Armut sind oft das Endergebnis bei diesen Familien.

Um funktionieren zu können, in die Gesellschaft zu passen, tragen die Betroffenen Tag für Tag eine Maske. Sie fürchten sich davor, von der Gesellschaft ausgeschlossen, ausgestoßen zu werden, als nicht normal angesehen zu werden.

Bild zeigt zwei Masken mit jeweils einer schwarzen und einer weißen Gesichthälfte. Eine Maske lächelt, die andere ist traurig.

Soziale Beziehungen und Gesundheit

Bernhard Borgetto

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen

Fakultät für Soziale Arbeit und Gesundheit, Studiengänge Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie, Schwerpunkt Gesundheitsförderung und Prävention Goschentor 1, 31134 Hildesheim

„Soziale Beziehungen haben einen Einfluss auf die Förderung und den Erhalt von Gesundheit sowie die Entstehung, den Verlauf und die Bewältigung von Krankheiten. So sind Zusammenhänge zwischen der Qualität und Quantität sozialer Netzwerke und Morbidität und Mortalität in vielen Studien nachgewiesen worden. Obwohl soziale Beziehungen grundsätzlich salutogene und pathogene Potenziale haben, ist ihnen primär die positive, gesundheitsförderliche Seite inhärent. So ist der Mensch ein soziales Wesen, dessen genetische Ausstattung beispielsweise mit Spiegel-Neuronen (vgl. Bauer 2005, Rizolatti & Sinigaglia 2008) darauf ausgelegt ist, emphatische soziale Beziehungen aufzubauen, und dessen Genaktivität und Hirnstrukturen maßgeblich von den über soziale Beziehungen und Interaktionen beeinflussten Sinneseindrücken reguliert bzw. gestaltet werden (vgl. Bauer 2008). Gleichzeitig ist die Vermittlung von Sinnhaftigkeit im Leben, wie sie z.B. in dem Modell der Salutogenese (Antonovsky 1997) eine zentrale Rolle für die Ausprägung des als gesundheitsförderlich erachteten Kohärenzinns spielt, auch vom menschlichen Miteinander abhängig…“

„… In Anlehnung an House und Kollegen (1988) lassen sich im Hinblick auf pathogenetische und salutogenetische Prozesse drei grundlegende Inhalte sozialer Beziehungen differenzieren. Soziale Unterstützung bezieht sich auf positive Beziehungsinhalte, die sich potenziell gesundheitsförderlich oder stressmindernd auswirken. Soziale Anforderungen und Konflikte (im Weiteren unter dem Begriff soziale Belastungen zusammengefasst) hingegen sind Beziehungsinhalte, die sich potenziell nachteilig für die Gesundheit und stressauslösend oder –verstärkend sein können. Soziale Regulation und Kontrolle (im Weiteren als soziale Beeinflussung bezeichnet) beziehen sich auf die Beeinflussung von Verhalten durch soziale Beziehungen, die sowohl zu gesundheitsförderlichem  als auch gesundheitsriskantem bzw. gesundheitsschädlichem Verhalten führen kann…“